Teil 1 : Babylon, Ägypten, Griechenland
Teil 2 : Griechenland (Fortsetzung)
Teil 3 : Rom
Teil 4 : Rom (Fortsetzung)
Teil 5 : Araber
Quelle: Zenit, 6. Jahrgang 1935, Heft 5
Von Dr. Hubert KORSCH
Araber
Eine neue Blüte gewann die
Astrologie durch die kunstsinnige Förderung der arabischen Kalifen. Von der
astrologischen Literatur der Araber ist sehr viel erhalten geblieben, die
meisten Werke sind ins Lateinische übertragen worden. Die arabische Astrologie
hat die ptolemäischen und aristotelischen Fundamente mit minutiöser Genauigkeit
ausgebaut und sich insbesondere mit der Horoskoptechnik und den
Direktionslehren beschäftigt. Auch die Lehre von den Planetenkonjunktionen
wurde durch die arabischen Astrologen besonders ausgebildet, vor allem die
Konjunktion der drei oberen Planeten Mars, Jupiter und Saturn in demselben
Tierkreiszeichen, die Unheil, Krieg, Hungersnot, Aufruhr, religiöse Umwälzung
herbeiführen sollte.
Mohammeds Geburt hängt mit
einer solchen Konjunktion im Zeichen Skorpion zusammen, ebenso der schwarze Tod
(1348) und Luthers Auftreten. Schon damals entstand eine
Geschichtskonstruktion, die aus rein natürlichen Ursachen den periodischen
Verlauf alles Weltgeschehens mit erstaunlicher Kühnheit erschloss und an dem
bisherigen Gang der Geschichte aufwies (Boll a.a.0. S.34). Die Araber haben die
Astrologie auf dem Gebiete der Medizin wieder zur Geltung gebracht.
Der zweite Kalif aus dem Hause
der Abbasiden, el Manssur, bei den Abendländern Almansor genannt (geb. 712,
regierte 754-775), gründete 762 Bagdad. Sein Enkel war Harun al Raschid. Dessen
Sohn Mamun (813 - 833) erbaute in Bagdad eine Sternwarte. Im Jahre 827 ließ er
eine Gradmessung zur Ermittlung der Größe der Erde ausführen. Mit dem
griechischen (oströmischen) Kaiser Michael 2. schloss er Frieden und erwirkte
die Erlaubnis, von allen in Griechenland vorhandenen wissenschaftlichen Büchern
eine arabische Übersetzung anfertigen zu lassen. So trug er durch Förderung
geistiger Bestrebungen zum Aufblühen der wissenschaftlichen Tätigkeit bei,
wodurch die Araber die Vermittler zwischen der griechischen und der
abendländischen Kultur geworden sind.
Albumasar (Abu-ma’Schar)
805 - 886; Geboren zu Balkh in
der Provinz Khorasan (Persien), war ein Schüler des Philosophen und
Hofastrologen in Bagdad Abu Jussuf Alkindi, welcher die Lehre des Aristoteles
mit der Astrologie verband. Er war der größte Astronom seiner Zeit. Albumasar
schrieb: ‘De magnis conjunctionibus et
annorum revolutionibus ac eorum profectionibus’
(Augsburg 1489 und Venedig 1515), ein rein astrologisches Werk, das viele
Jahrhunderte auch in Europa in hohem Ansehen stand. Ferner: "De judiciis astrorum' und "lntroductorium in astronomiam"
(Augsburg 1489 und Venedig 1495).
Albumasar stellte die Horoskope
von Mohammed und von Christus. Später stellten das Horoskop Christi noch:
Pierre d'Ailly, Cecco d'Ascoli, Pegius, Cardanus, Junctinus, Butler. Nach
Albumasar wurde die Welt geschaffen, als die sieben Planeten in Konjunktion in
1° Widder standen, sie geht unter, wenn die gleiche Konjunktion in 30° Fische
steht.
Alkindi, Jacobus
(Alchindus 800-874); schrieb
‘De judiciis astrorum liber’, gedruckt in Venedig 1509. Ferner: ‘De electione dierum’, "lntroductio
ad judicia astrologiae", ‘De medicamentorum compositorum gradibus
investigandis’ (Straßburg 1531). Die Heilkräfte der Arzneimittel wollte
er nach den Regeln der Rechenkunst und Musik bestimmen.
Albubather
(Abu Bakr um 850 n.Chr.); Von
ihm befinden sich in der Pariser Bibliothek: ‘Liber de nativitatibus’ (Venedig
1492) und ‘Liber genethliacus" (Nürnberg 1540).
Messahala
ein arabischer Astrologe, lebte
um 860. Er schrieb über den periodischen Verlauf der Weltjahre, die Bedeutung
der Planeten in den Nativitaten und über die Rezeption. Seine Werke übersetzte
ins Lateinische Johannes Hispalensis.
"De scientia motus orbis" (Nürnberg 1504)
"De elementis et orbibus coelestibus" (Nürnberg 1549)
"De receptionibus planetarum" (Venedig 1493)
"De revolutione annorum Mundi, de significatione planetarum in
nativitatibus, de receptione" (Nürnberg 1549).
Albategnius
Muhammed ben Djabir (858-929);
mit dem Zunamen seiner Vaterstadt Al Battani in Mesopotamien, arabischer
Astronom, lehrte 890 - 929 in Haran.
Er schrieb über Zahl und
Bewegung der Gestirne. Seine "scientia
stellarum" gab Regiomontanus
heraus. Ihm verdanken wir die erste numerische Ermittlung der Exzentrizität der
Erdbahn sowie die Entdeckung der Verschiebung der Apsiden der Erdbahn gegen
die Richtung der Tierkreiszeichen. Er erkannte die Bewegung des Apogäums. Die
Länge des Sonnenjahres berechnete er auf 365 Tage 5 Stunden 46 Minuten 24
Sekunden. Er erdachte eine Tagbogen-Methode, die fälschlich dem Alcabitius
zugeschrieben wurde. Seine Beobachtungen gab Bernhard Ugulottus 1645 in Bologna
heraus unter dem Titel: "De numeris stellarum et motibus seu de scientia
stellarum." Die Methode des Albategnius bestand darin, daß aus der Deklination
der Sonne und der Polhöhe des Ortes für den aufgehenden Ekliptikgrad der halbe
Tagbogen (semi-arcus diurnus = SAD) und der halbe Nachtbogen (semi-arcus
nocturnus = SAN), also der Halbbogen (SA) des Aszendenten errechnet wurde.
Diese beiden Halbbögen wurden durch zwei Deklinationskreise, die anfangs
zugleich Grenzlinien der Häuser waren, in 3 gleiche Teile zerlegt. Die Schnittpunkte
dieser inneren Deklinationskreise mit der Ekliptik, also deren Rektaszensionen,
waren so die Häuserspitzen ("Ptolemaeus und die Entwicklung der
Häusertheorien" von Wilhelm Knappich in "ZENIT" 1930, S. 272).
Alcabitius
(Abd al Aziz al Kabisi), lebte um 950. Sein Werk wurde ins
Lateinische übersetzt von Johannes Hispalensis und 1331 kommentiert von Johann
von Sachsen (Bologna 1473). Dadurch wurde der abendländischen Welt die
Tagbogen-Methode des Albategnius bekannt. (Venedig 1512).
"Libellus ysagogicus Abdilazi
ad magisterium judiciorum astrorum Interpretatus a Joanne Hispalensi" (Venedig
Radtolt 1485).
"Liber de nativitatibus",
handschriftlich in der Pariser Bibliothek.
Abulhusain
arabischer Philosoph, gestorben
zu Bagdad 1005 n.Chr. Er war der erste, der die Sternbilder zeichnete. Er
schrieb: "Theorica astrologiae".
Ibn Esra
Abraham ben Meir, auch
Avenesra, Ebenesra, Abrahm (Jude) Judaeus genannt. Er wurde 1092 in Toledo
geboren und wirkte als Arzt, Astronom und Astrologe um 1150 in Lucca (Italien),
er starb 1167 auf der Insel Rhodos.
Er wollte die Häuserteilung und
die von Ptolemaeus verlangte "Ähnlichkeit in Bezug auf Horizont und
Meridian" (Tetrabiblos 3,10) durch eine fiktive Drehung der Horizontebene
um den Nord- und Südpunkt des Horizonts erzielen. Ptolemaeus sprach von
"oberen" und "unteren" Häusern oder Stellen, während durch die
Teilungskreise (Ekliptikpol- oder Himmelspolkreise) der bisherigen Methoden
jedes (als Teil der Kugelfläche gedachtes) sphärische Zweieck (oder Hausraum)
einen über dem Horizont und einen unter dem Horizont befindlichen Teil aufwies.
Ibn Esra verlangte, daß nach je zwei gleichlangen Stunden (d.i. 30°) die Ebene
eine Station machen solle, die geometrisch durch einen die Schnittpunkte des
Meridians und des Horizonts verbindenden Positionskreis fixiert werde. Alle auf
diesem Positionskreise befindlichen Sterne, darunter natürlich auch der vom
Positionskreis geschnittene, als Hausspitze fungierende Ekliptikpunkt, werden
mundan analog dem Horizont und Meridian betrachtet und astrologisch als
"Punkte maximi vigoris" (höchster Kraftwirkung) angesehen. Die
arabischen Astrologen nannten diese Hauskreise daher auch ‘Horizonte’, und jeder
dieser "Quasi-Horizonte" hatte dann (wie der wahre Horizont) seine
spezifische Quasi-Polhöhe, seine Quasi-Aszensionaldifferenz und seinen
Quasi-Abstand vom Meridian. Es sind dieses aber nur rein fiktive Größen, ohne
jede astronomische Bedeutung (Knappich, a.a.O. S.273).
"Opera astrologica interprete Petro de Abano" (Venedig 1485)
"De revolutionibus et nativitatibus"
"Breve centiloquium seu liber de consuetudibus planetarum"
"De significationibus VII planetarum in XII domibus"
"De planetarum conjunctionibus et de revolutionibus annorum mundi"
"De luminaribus et diebus criticis"
Lyon 1496, Rom 1544,
Frankfurt/Main 1614.
Albohazen Haly
(Abu l'Hasan Ali ben Abi
l'Ridjal), arabischer Philosopoh, Astronom und Astrologe, lebte um 1040. Er
schrieb über die Bewegung der Fixsterne und ihre Örter. Sein Hauptwerk über die
Sterndeutung ist: "Praeclarissimus liber completus in judiciis
astrorum" (Venedig 1485). Dieses veranlaßte wahrscheinlich die Einteilung
der Astrologie in Judiziar- und natürliche Astrologie. Alfons X. von Kastilien
ließ seine "Astrologia judiciaria" ins Spanische übersetzen.
Bezüglich der Häuserteilung
schlug er vor, die nach der Methode des Albategnius erhaltene
Aszensionaldifferenz des Aszendenten zu dritteln und sukzessive den
Aufsteigzeiten der inneren Häuser zuzuzählen. Geometrisch würde dieser
Vorschlag so darzustellen sein, daß man durch die in drei gleiche Teile
zerlegten Tag- und Nachthalbbogen solche Positionskreise oder Als-Ob-Horizonte
zieht, wodurch dann jede Hausspitze von der anderen 2 Temporalstunden des
Aszendentenlaufs entfernt wäre. Die ‘Methode Haly’ wurde praktisch nie
angewandt. Sebottendorf schiebt sie dem Placidus unter, der jedoch diese
Methode ausdrücklich verworfen hat (Kappich, a.a.O. S.273).
Almansor
arabischer Astrologe und Astronom,
lebte um die Mitte des 12.Jahrhunderts. Seine erhaltenen Werke sind:
"Tabulae Astronomicae"
"Aphorismi seu propositiones sententiae astrologicae ad Saracenorum regem"
(Basel 1530)
"Capitula stellarum seu de
nativitatibus"
"Introductorius major ad judicium
astrorum"
Die beiden letzteren sind
handschriftlich in der Pariser Bibliothek.
Omar Tiberiades
"Libri 3 de
nativitatibus" stehen in ‘Astronomicon’ des Firmicus Maternus liber 8.
(Basel 1583).
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