Teil 1 : Babylon, Ägypten, Griechenland
Teil 2 : Griechenland (Fortsetzung)
Teil 3 : Rom
Teil 4 : Rom (Fortsetzung)
Teil 5 : Araber
Quelle: Zenit, 6. Jahrgang 1935, Heft 5
Von Dr. Hubert KORSCH
Rom
(234 - 149 v.Chr.) Berühmter römischer Redner, Feind allen fremden Wesens,
daher auch der aus Griechenland eingeführten Astrologie. In seiner Schrift "De
agricultura" (Über die Landwirtschaft) 5,4 warnt er seinen Pächter vor den
Prophezeiungen der Chaldäer.
Als der Konsul OCTAVIUS von den Schergen des Marius im Jahre 83 v.Chr.
getötet wurde, fand man in den Falten seiner Toga sein Horoskop.
(116 - 27 v.Chr.) Größter
römischer Kulturhistoriker. Seine großartige Gelehrsamkeit umfaßte das ganze
damalige Wissen. Er schrieb: "Libri 9 Disciplinarum", eine Enzyklopädie
der Wissenschaften (Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Geometrie, Arithmetik,
Astronomie, Musik, Architektur, Medizin). Das ganze 6.Buch widmet er der
Astrologie. Er vertritt die Auffassung, daß aus den Lebensschicksalen und aus
den Taten eines Menschen das Datum der Konzeption zu errechnen sei.
Varro spricht in seinem Werke: "De gente populi Romani" von der
Lehre der Genethliaci (d.h. Astrologen), wie Augustinus in "De civitate
Dei" XXIII cap. 28 berichtet. Auch spricht er dort von einer
Rein-karnation.
(98 - 45 v.Chr.) Neupythagoräer,
Freund Ciceros. Seine umfangreichen Schriften fanden wegen ihrer Dunkelheit
weniger Beachtung als die des Varro.
(zur Zeit Varros). Er berechnete das Horoskop der Stadt Rom mit Waage als
Geburts-gestirn, wie Cicero in "De divinatione" 2, 98 berichtet.
Stadthoroskope berechneten später auch Gauricus, Cardanus, Junctinus,
Goldmayer.
(12.8.100 - 15.3.44 v.Chr.) CAESAR glaubte an die Sterne. Seine siegreichen
Legionen trugen den Stier als das Tierkreisbild der Venus, der Stammutter des
julischen Geschlechts in alle Lande (Boll S.21).
Den gewaltsamen Tod Caesars hatten die Astrologen warnend vorher verkündet.
Nach Caesars Tod erschien ein Komet am Himmel, den das Volk "sidus
Julium" nannte als sicheren Beweis für die Auf-nahme des Diktators unter
die weltbeherrschenden Gestirne. Daher legt Shakespeare der Gattin Caesars die
Worte in den Mund: Kometen scheinen nicht, wenn Bettler sterben.
(8.12.65 - 27.11.8 v.Chr.) Einer
der hervorragendsten römischen Dichter, spöttelte über die Astrologie, als er
seinem Gönner Maecenas astrologische Skrupeln zerstreuen sollte.
Tu ne quaesieris, scire nefas, quam mihi, quam tibi
Finem di dederint, Leukonoe, ne Babylonios teptaris numeros
Carpe diem, quam minimum credula
postero.
(Um 48 v. Chr.) Er schrieb einen Kommentar zu den Büchern des griechischen
Astrologen Aratus von Soli, "Poeticon astronomicon". Neuausgaben: 1482
Venedig, 1742 Amsterdam, 1875 Leipzig.
(um 45 v. Chr.) verfaßte astrologische Kalender mit Wetterprognosen.
(23.9.63 v.Chr. - 19.8.14 n.Chr.) Großneffe Caesars, regierte als Kaiser von
31 v.Chr. - 14 n.Chr. Der Astrologe THEOGENES hatte ihm die Kaiserwürde
vorausgesagt (Foag). Er ließ sein Horoskop veröffentlichen und Münzen mit dem
Tierkreiszeichen seines Aszendenten, dem Steinbock, prägen. Astrologe
HARPOKRATION richtete einen Brief an ihn, in dem er sich auf bessere
Unterweisungen des Gottes Asclepios beruft.
(48 v.Chr. - 20 n.Chr.) Er
schrieb 5 Bücher "Astronomicon" in Gedichtform. Er verherrlicht die
Astrologie als göttliche Offenbarung, die den erhabendsten und vornehmsten
Seelen zuerst gegeben worden sei (Boll S.28). Das Gedicht widmete er dem Kaiser
Augustus. In seinem Werk behandelt Manilius den Tierkreis, Häuser und
Fixsterne, nicht die Planeten. Es enthält viele astronomische Fehler.
(25 v.Chr. - 45 n.Chr.) Enzyklopädist,
Hofmeister des Tiberius. Er schrieb ‘Libri 8 de re medica’, worin aus den
bestehenden medizinischen Systemen das Brauchbarste und Haltbarste ausgelesen
und zugleich die einzeln Lehren der Medizin in systematischem Zusammenhang
gebracht sind. (1687 Amsterdam.)
(14-37 n.Chr.) Seiner Mutter Livia hatte der Astrologe SCRIBONIUS vorher
verkündet, daß ihr Kind einst Kaiser werde. Während seiner Verbannung auf der
Insel Rhodos beschäftigte sich Tiberius sehr eingehend mit Astrologie, worin
der Astrologe THRASYLLUS der Ältere sein Lehrer war (Tacitus, Annales, cap.20).
Trotzdem er selbst astrologiekundig war, erließ er im Jahre 17 n.Chr. ein
allgemeines Verbot "de mathematicis Italia pellendis" (Siehe unten).
Er verfolgte die Methode, verdächtige Menschen nach ihrem Horoskop, das er
ausfindig machen ließ, zu beurteilen. Als Kaiser hatte er im Jahre 33 n.Chr.
dem damaligen Konsul Galba aus den Sternen prophezeit, daß er dereinst Kaiser
werde (Tacitus, Annales, cap.21).
Aus Phlius im Peloponnes. Lehrer und Berater des Kaisers Tiberius. Er
besprach das Horoskop der Welt (thema mundi). Gleichfalls schrieben über das
"Thema mundi" die Astrologen Paulus Alexandrinus und Macrobius. Das
"Thema mundi" hatte nach Thrasyllus als Aszendenten 15° Krebs, Sonne
15° Löwe, Mond 15° Krebs, Merkur 15° Jungfrau, Venus 15° Waage, Mars 15°
Skorpion, Jupiter 15° Schütze, Saturn 15° Steinbock. "Perspicimus caelum; cur non et numera
caeli?" "Erkennen wir des Himmels Bau, warum nicht auch des
Himmels Gaben?"
"Certa stant omnia." "Alles
steht fest durch ehernes Gesetz!" Neuausgaben: 1474 Bologna, 1579 Paris, 1600 Leyden, 1739 London, 1767
Straßburg.
(37 - 41 n.Chr.) Das Gesetz gegen die Astrologen blieb während seiner
Regierungszeit außer Übung. Sein Hofastrologe war SULLA.
(41 - 54 n.Chr.) Vorübergehend
fand das Gesetz Anwendung. Vor Erlaß eines strengeren Verbotes wurde Caligula
ermordet.
(54 - 68 n.Chr.) Der
Astrologe THRASYLLUS der Jüngere hatte der Mutter Agrippina vorausgesagt, daß
ihr Sohn Kaiser würde.
Der ägyptische Astrologe und Oberpriester CHAIREMON war Lehrer und
Hofastrologe Neros (Gundel, S.102). Der Astrologe BALBILLUS gab Nero die
Belehrung, Könige könnten die Kometenerscheinungen und deren üble Folgen von
sich abwenden, wenn sie einen vornehmen Menschen töteten. Suetonius berichtet,
daß Nero auf diesen Rat eine Anzahl von Vornehmen hinrichten ließ unter der
Beschuldigung, daß sie ihm nach dem Leben trachteten (Gundel, S.56).
(4 v.Chr. - 65 n.Chr.) Agrippina betraute ihn mit der Erziehung ihres Sohnes
Nero, auf den er, auch als Kaiser, einen heilsamen Einfluß ausübte. Wegen
angeblicher Teilnahme an der Verschwörung des Piso wurde er zum Tode
verurteilt. Er öffnete sich selbst die Adern und starb an Ver-blutung. Nächst
Cicero ist Seneca der bedeutendste philosophische Schriftsteller der Römer.
Seneca nimmt einen Planeteneinfluß auf die Menschen an, auch im Völkerleben.
In seiner Schrift "Ad Marciam de consolatione" sagt er in Kap. 18:
"Von den leisesten Bewegungen der Gestirne hängt der Völker Geschick ab,
und gestaltet sich das Größte und das Kleinste, je nachdem des Gestirnes Lauf
und Stand günstig oder ungünstig gewesen".
(32 - 16.4.69 n.Chr.) Solvius
Otho war ein Jugendfreund Neros, der ihn als Statthalter nach Lusitanien
schickte. Er veranlaßte die Ermordung Galbas und bestieg für kurze Zeit im
Jahre 69 n.Chr. den Thron. Sein Astrologe SYLLERIUS hatte ihm die Kaiserwürde
vorausgesagt. Nach der Nieder-lage seiner Truppen gab er sich selbst den Tod.
(15 - 22.12.69 n.Chr.) Nach dem Tode Othos wurde Vitellius, der von seinen
Soldaten in Germanien zum Kaiser ausgerufen wurde, Alleinherrscher. Er gab
seine Absicht bekannt, das Verbot gegen die Astrologen wieder in Übung zu
bringen und noch zu verschärfen. Zwei Astrologen sagten ihm seinen
bevorstehenden Tod voraus, worauf er diese hinrichten ließ. Der Kaiser starb
zur angegebenen Zeit. Bei der Erstürmung Roms durch die Truppen des Vespasian
wurde er ermordet.
Während der nächsten 200 Jahre konnte sich die Astrologie ungestört
entwickeln, da das immerhin noch bestehende Verbot aus der Zeit des Tiberius
nicht zur Durchführung kam. Die Kaiser hielten ihre Hofastrologen und übten
teilweise die Astrologie sogar selbst aus.
Fortsetzung Teil 4 : Rom (Fortsetzung)
|